Bildung der Zukunft - 7 Trends von Olaf-Axel Burow

Olaf-Axel Burow bis 2017 Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Kassel. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur Zukunft des Lehren und Lernens. Mit dem „Institute for Future Design“ www.if-future-design berät er Bildungseinrichtungen und Unternehmen.

Letzte Veröffentlichungen:

  • Burow O.A. & Gallenkamp C. (Hg.)(2017): Bildung 2030 – Sieben Trends, die Schule revolutionieren.
  • Weinheim: Beltz.
  • Burow O.A. (Hg.) (2019): Schule digital – wie geht das? Weinheim: Beltz.
  • Burow O.A. (2020). Future Friday. Warum wir das Schulfach Zukunft brauchen. Weinheim: Beltz.


Bildung 2030: Wie Schule und Lehrerbildung zukunftsfähig werden
Sieben Trends, die die Schule revolutionieren

In Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung stehen die Bildungslandschaft im Allgemeinen und die Schule im Besonderen vor dramatischen Umbrüchen. Wie Olaf-Axel Burow in „Bildung 2030 – Sieben Trends, die die Schule revolutionieren“ beschrieben hat, zeichnen sich sieben Trends ab, deren Berücksichtigung notwendig ist, um Schulen und Lehrkräfte für den absehbaren Wandel fit zu machen:

Digitalisierung (1) ist der Megatrend, denn alles was digitalisierbar ist wird in absehbarer Zeit digitalisiert werden. Dies beinhaltet Chancen und Risiken. Vor allem aber ermöglicht Digitalisierung eine Personalisierung des Lehrens und Lernens und damit eine Veränderung der Lehrerrolle (2): Wenn Lernen mobil, also zeit- und ortsunabhängig wird und vermittels Lernplattformen und Algorythmen passgenaue Lehrangebote ermöglicht, die individuelle Lernstände, Talente und Neigungen berücksichtigen, dann wandelt sich die Lehrertätigkeit vom Wissensvermittler zum Lernumgebungsdesigner, Berater und Coach. Vernetzung (3) als Folge der Digitalisierung bedeutet, dass alle Lehr-und Lernaktivitäten über das Internet und entsprechende Plattformen verbunden werden. Die alte, vom Leben abgeschlossene Unterrichtsschule kehrt in die Gesellschaft zurück, denn wenn Schüler/innen statt eine Arbeit für den Papierkorb zu schreiben, die Aufgabe erhalten, einen Wikipedia- Artikel zu schreiben, werden sie Teil der kollektiven Intelligenz. Nicht länger lernen wir für eine Zukunft, die es vielleicht nicht mehr geben wird, sondern gestalten mit unseren Aktivitäten im Hier-und-Jetzt Teile der Zukunft selbst. Dies erfordert einen Abschied vom „Brockhausdenken“, in dem das Wissen nach Fächern geordnet und in Kästchen sortiert wird. Die 21st century skills erfordern die Befähigung zu vernetztem, systemischen, fächerübergreifenden Denken und Handeln. Für dieses eingreifende, zukunftsgestaltende, projektorientierte und problemlösende Lernen benötigen wir eine Veränderung des Lehr-und Lernraums (4). Das alte Klassenzimmer mit seiner frontal auf die Tafel und die Lehrkraft ausgerichteten Zentrierung, wird den neuen Anforderungen nicht gerecht. Wie diese neue, flexible Schularchitektur aussehen könnte, kann man auf den Seiten der Montags-Stiftung (https://schulen-planen-und-bauen.de) sowie bei der schwedischen Architektin Rosan Bosch (www.youtube.com/watch?v=dRMJvmOoero) sehen. Wenn zu viele Lehrkräfte und auch Schüler in der alten Schule – wie Untersuchungen zeigen - zu einseitig belastet sind, dann wird deutlich, dass die Schule der Zukunft eine gesundheitsorientierte, „gesunde Schule“ (5) sein muss. Da Manipulation durch Fakenews und soziale Plattformen unser politisches System durch Fehlinformationen bedrohen werden Demokratisierung (6) und die Förderung kritischen Bewusstseins in Form von zukunftsgestaltenden Partizipationsprojekten wie auch der Vermittlung von Demokratiepädagogik zentral. Die Fridays-for-Future-Bewegung hat gezeigt, dass SchülerInnen sich für eine lebenswerte Zukunft engagieren wollen. Hierfür brauchen wir Zeitfenster, in denen man Zukunftsgestaltung lernt, etwa ein Schulfach Zukunft, wie ich es in meinem neuen Buch (Burow 2020) vorstelle. Schließlich geht es um eine Rückbesinnung auf grundlegende Ziele von Bildung. Eine zukunftstorientierte Bildung sollte die Befähigung zur Führung eines gelingenden Lebens ermöglichen, womit wir beim letzten Trend wären: Glücksorientierung (7) ist Basis einer Positiven Pädagogik, deren Kern der amerikanische Philosoph und Erziehungsreformer John Dewey 1930 in einer zeitlos gültigen Erkenntnis auf den Punkt brachte: „Herauszufinden, wozu man sich eignet und eine Gelegenheit zu finden, dies zu tun, ist der Schlüssel zum Glücklichsein.“ Genau dies sollten Schule und Unterricht, aber auch Lehrerbildung ermöglichen.

 

Olaf-Axel Burow